Die Geschichte


KreisChorVerband Altenkirchen
Geschichte
Erfahren Sie alles über die schon über 100-jähre Geschichte vom KreisChorVerand Altenkirchen.
Vorstellung
Vorsitzende

umfangreiche
Historie
1836
Vorgeschichte
Das Chorsingen als eine spezielle Erscheinungsform der Musik ist bereits aus früheren Hochkulturen überliefert. Im deutschen Raum gibt es seit dem Mittelalter Chöre im kirchlichen Bereich, die auch ausschließlich dort ihr Betätigungsfeld hatten.
Chöre in der heute bekannten Gestalt der (weltlichen) „Gesangvereine“ kamen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf, als man begann, systematisch deutsches Liedgut („Volkslieder“) zu sammeln, in Text und Melodie aufzuschreiben und diesen vokalen Musikschatz um Chorwerke weltlicher und geistlicher Prägung zu ergänzen. Zugleich wurden neue Texte und neue Kompositionen geschaffen, die auch von Laienchören gesungen werden konnten. Besonders im ländlichen Raum, abseits der großen Opern-, Theater- und Konzertsäle mit professionellen Musikern und Sängern, begann nun auch das einfache Bürgertum, sich mit dieser Chorliteratur zu beschäftigen. Dazu ging in den meisten Fällen der Anstoß von örtlichen Lehrern aus, in deren Ausbildung das Fach „Musik“ obligatorisch war und die deshalb „Notenkenntnisse“ hatten (also Partituren lesen, auf einem Instrument nachspielen und anderen Personen den Inhalt vorsingen konnten). Aus diesen meist bescheidenen Anfängen heraus entwickelten sich auch im ländlichen Raum zahlreiche Laienchöre, die zum Teil aufgrund der besonderen Qualifikation ihrer Chorleiter, einer geschickten Vereinsführung und einem breiten Rückhalt in der Bevölkerung schon bald mit bemerkenswerten Auftritten zu Kulturträgern in ihrem Ort und manchmal auch weit darüber heranreiften. Solchen Vereinen angehören zu dürfen, galt als persönliche Wertschätzung und entsprechend streng waren oft die Aufnahmebedingungen und die Mitgliedsverpflichtungen. An der Chorleiterfrage entschied sich das Schicksal des Chores. Wurde der als Chorleiter tätige Lehrer versetzt oder kamen weitere chorbegeisterte Lehrer hinzu oder fehle es an solchen Lehrern, dann kam es oft zu Auflösungen, zum vorübergehenden „Ruhen“, zu Zusammenschlüssen oder auch zur Teilung von Chören.
Manche Vereinschroniken berichten von solchen Ereignissen. Im Gebiet unseres heutigen Sängerkreises kann der MGV „Liedertafel“ Dermbach auf die längste Chortradition zurückblicken, nämlich bis ins Jahr 1836. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen weitere Chöre hinzu, wobei die Gründungswelle bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts anhielt. Wohlgemerkt: Es waren bis dahin ausschließlich Männerchöre! Singende Frauen fand man in unserem Raum – wie in den meisten Regionen Deutschlands – nur in manchen Kirchenchören.
Siegerland und Westerwald besaßen zur letzten Jahrhundertwende bereits eine sehr dichte Chorlandschaft. Zwar pflegten die Chöre untereinander vielfältige Kontakte, waren durch gemeinsame Chorleiter miteinander verbunden, besuchten sich regelmäßig zu „Sängerfesten“ und maßen sich untereinander bei Wettstreiten und Pokalsingen. Aber ein organisatorischer Zusammenschluss unter einem „Dachverband“ ließ noch lange auf sich warten. Die Chöre gehörten noch nicht dem bereits 1862 in Coburg gegründeten „Deutschen Sängerbund“ oder einem der vielen damals bestehenden Chorverbänden der verschiedensten gesellschaftlichen Richtungen an. Man kam, in Verbindung mit den Nachbarn, auch so ganz gut zurecht. Und es fehlten auch die Möglichkeiten, sich an den Veranstaltungen der großen Chorverbände zu beteiligen oder anderen Verbandsarbeit mitzuwirken. Es gab ja zumindest anfangs kaum Post- oder Fernmeldeverbindungen und kaum jemand leistete sich eine Tageszeitung. Weite Reisen mit Bahn oder Kutsche waren beschwerlich und für die meisten Menschen nicht bezahlbar. Auf der Landkarte der zahlreichen deutschen „Sängerbünde“ blieb unsere Heimat auch deshalb lange ein „weißer Fleck“. Doch das sollte sich nach dem ersten Weltkrieg ändern.
1923
Die Gründung
Inzwischen hatten nämlich einige größere und leistungsfähigere Chöre sich mit Erfolg um damals überregional anerkannte Berufschorleiter bemüht. Einer davon war der MGV „Liederkranz“ Kirchen, gegründet 1897. Dort war seit 1906 der renommierte Chorleiter Josef Cleuver aus Siegburg tätig. In dessen Heimat gab es den „Sieg-Rheinischen Sängerbund“ mit Sitz in Hennef (Sieg). Diesem Sängerbund gehörte als einziger Verein aus unserem Kreisgebiet auch der MGV „Germania“ Betzdorf (gegr. 1872) an. So kam es, dass diesen beiden Chören die Vorteile eines organisierten Verbandslebens bekannt wurden. Da die räumliche Entfernung zum Sieg-Rheinischen Sängerbund zu groß war, unternahm man nun Anstrengungen, selbst einen Sängerbund zu gründen. Die Initiative hierzu ging von den Vorsitzenden und Chorleitern der beiden genannten Vereine aus. Es waren dies vom MGV „Liederkranz“ Kirchen der schon erwähnte Chorleiter Josef Cleuver sowie der Vereinsvorsitzende, Hauptlehrer Karl Krefeld, und vom MGV „Germania“ Betzdorf dessen damaliger Chorleiter Karl Großkurth, der auch Besitzer des renommierten Hotels „Deutsches Haus“ in Betzdorf war (es stand früher in der Nähe des heutigen Amtsgerichts).
In diesem Hotel fand dann auch am 3. März 1923 die Gründungsversammlung statt.
Gemeinsam mit anderen benachbarten und interessierten Chören wurde an diesem Tage der „Sängerbund für den Oberkreis Altenkirchen“ gegründet. Mitglieder dieses Bundes waren die Vereine aus dem Raume Betzdorf – Kirchen – Daaden – Gebhardshain und aus dem Raum Wissen – Hamm, wo aber einige Vereine sich bereits zuvor dem „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Sängerbund“ angeschlossen hatten und dort zunächst verblieben.
Der bei der Gründung gewählte Vorstand blieb – abgesehen von einem Wechsel des Kassierers – bis zur Zwangsauflösung dieses selbständigen Sängerbundes im Zuge der sog. „Gleichschaltung“ im Jahre 1934 – zusammen. Diesem Bundesvorstand gehörten an:
als 1. Vorsitzender: Hauptlehrer Karl Krefeld Kirchen
als 2. Vorsitzender: Werkmeister Rudolf Eisel Wehbach
als 1. Schriftführer: Buchhalter Martin Kipping Kirchen
als 2. Schriftführer: Hauptlehrer Peter Müller Betzdorf
als Kassierer: Lehrer Nikolaus Müller Betzdorf-Bruche (bis 1928)
Angestellter Fritz Heidrich Niederdreisbach (ab 1928)
als Beisitzer: Grubensteiger Josef Eisbach Katzwinkel
und Angestellter Michael Becker Wissen.
Dieser Sängerbund, auf den der heutige Sängerkreis Altenkirchen zurückgeht, intensivierte nun die gemeinsamen Aktivitäten seiner Mitgliedsvereine. Dies fand vor allem darin Ausdruck, dass man die bei „echten“ Vereinsjubiläen ausgerichteten Freundschaftssingen zu BundesverKulturveranstaltungen wurden. Zum Reglement gehörten die festgelegte Auftrittsfolge im Zelt, das Anhalten der Zuhörer zu Ruhe und Aufmerksamkeit (es gab ja noch keine Lautsprecheranlagen!) und ein absolutes Rauchverbot im Festzelt. Letzterem musste sich sogar der damalige Landrat Dr. Wilhelm Boden fügen, der sich zwar gerne eine gute Zigarre gönnte, aber den Sinn des Verbots einsah und freiwillig verzichtete. Zu den Regeln dieser Freundschaftssingen gehörte es auch, dass die Gastchöre an den Veranstalter einen „Sängerbeitrag“ entrichten mussten, damit dieser bzw. der Sängerbund die Regiekosten der Veranstaltung abdecken konnte. (Dieser „Brauch“ hat sich deshalb im Oberkreis bis vor wenigen Jahren erhalten, obwohl die Freundschaftssingen längst reine Vereinsveranstaltungen geworden waren und man durch Besuche und Gegenbesuche den Sängerbeitrag nur „hin- und herbewegte“. Inzwischen wurde der Sängerbeitrag, der seinen Sinn längst verloren hatte, auf Appell des Sängerkreises von den Vereinen freiwillig abgeschafft.) Veranstaltete ein Verein ein Konzert, so verkauften auch die Nachbarvereine einen gewissen Anteil der Eintrittskarten. Mit dieser im damaligen Sängerbund geltenden Vereinbarung half man sich gegenseitig bei der Werbung und besuchte Konzerte der Nachbarn.
1934
Unter dem Diktat der Politik
Inzwischen hatten nämlich einige größere und leistungsfähigere Chöre sich mit Erfolg um damals überregional anerkannte Berufschorleiter bemüht. Einer davon war der MGV „Liederkranz“ Kirchen, gegründet 1897. Dort war seit 1906 der renommierte Chorleiter Josef Cleuver aus Siegburg tätig. In dessen Heimat gab es den „Sieg-Rheinischen Sängerbund“ mit Sitz in Hennef (Sieg). Diesem Sängerbund gehörte als einziger Verein aus unserem Kreisgebiet auch der MGV „Germania“ Betzdorf (gegr. 1872) an. So kam es, dass diesen beiden Chören die Vorteile eines organisierten Verbandslebens bekannt wurden. Da die räumliche Entfernung zum Sieg-Rheinischen Sängerbund zu groß war, unternahm man nun Anstrengungen, selbst einen Sängerbund zu gründen. Die Initiative hierzu ging von den Vorsitzenden und Chorleitern der beiden genannten Vereine aus. Es waren dies vom MGV „Liederkranz“ Kirchen der schon erwähnte Chorleiter Josef Cleuver sowie der Vereinsvorsitzende, Hauptlehrer Karl Krefeld, und vom MGV „Germania“ Betzdorf dessen damaliger Chorleiter Karl Großkurth, der auch Besitzer des renommierten Hotels „Deutsches Haus“ in Betzdorf war (es stand früher in der Nähe des heutigen Amtsgerichts).
In diesem Hotel fand dann auch am 3. März 1923 die Gründungsversammlung statt.
Gemeinsam mit anderen benachbarten und interessierten Chören wurde an diesem Tage der „Sängerbund für den Oberkreis Altenkirchen“ gegründet. Mitglieder dieses Bundes waren die Vereine aus dem Raume Betzdorf – Kirchen – Daaden – Gebhardshain und aus dem Raum Wissen – Hamm, wo aber einige Vereine sich bereits zuvor dem „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Sängerbund“ angeschlossen hatten und dort zunächst verblieben.
Der bei der Gründung gewählte Vorstand blieb – abgesehen von einem Wechsel des Kassierers – bis zur Zwangsauflösung dieses selbständigen Sängerbundes im Zuge der sog. „Gleichschaltung“ im Jahre 1934 – zusammen. Diesem Bundesvorstand gehörten an:
als 1. Vorsitzender: Hauptlehrer Karl Krefeld Kirchen
als 2. Vorsitzender: Werkmeister Rudolf Eisel Wehbach
als 1. Schriftführer: Buchhalter Martin Kipping Kirchen
als 2. Schriftführer: Hauptlehrer Peter Müller Betzdorf
als Kassierer: Lehrer Nikolaus Müller Betzdorf-Bruche (bis 1928)
Angestellter Fritz Heidrich Niederdreisbach (ab 1928)
als Beisitzer: Grubensteiger Josef Eisbach Katzwinkel
und Angestellter Michael Becker Wissen.
Dieser Sängerbund, auf den der heutige Sängerkreis Altenkirchen zurückgeht, intensivierte nun die gemeinsamen Aktivitäten seiner Mitgliedsvereine. Dies fand vor allem darin Ausdruck, dass man die bei „echten“ Vereinsjubiläen ausgerichteten Freundschaftssingen zu BundesverKulturveranstaltungen wurden. Zum Reglement gehörten die festgelegte Auftrittsfolge im Zelt, das Anhalten der Zuhörer zu Ruhe und Aufmerksamkeit (es gab ja noch keine Lautsprecheranlagen!) und ein absolutes Rauchverbot im Festzelt. Letzterem musste sich sogar der damalige Landrat Dr. Wilhelm Boden fügen, der sich zwar gerne eine gute Zigarre gönnte, aber den Sinn des Verbots einsah und freiwillig verzichtete. Zu den Regeln dieser Freundschaftssingen gehörte es auch, dass die Gastchöre an den Veranstalter einen „Sängerbeitrag“ entrichten mussten, damit dieser bzw. der Sängerbund die Regiekosten der Veranstaltung abdecken konnte. (Dieser „Brauch“ hat sich deshalb im Oberkreis bis vor wenigen Jahren erhalten, obwohl die Freundschaftssingen längst reine Vereinsveranstaltungen geworden waren und man durch Besuche und Gegenbesuche den Sängerbeitrag nur „hin- und herbewegte“. Inzwischen wurde der Sängerbeitrag, der seinen Sinn längst verloren hatte, auf Appell des Sängerkreises von den Vereinen freiwillig abgeschafft.) Veranstaltete ein Verein ein Konzert, so verkauften auch die Nachbarvereine einen gewissen Anteil der Eintrittskarten. Mit dieser im damaligen Sängerbund geltenden Vereinbarung half man sich gegenseitig bei der Werbung und besuchte Konzerte der Nachbarn.
1946
Schwieriger Neubeginn
Bei all dem menschlichen Leid, bei aller materiellen Not der Zeit, bei dem täglichen Kampf der Überlebenden um ihre physische Existenz, gab es dennoch das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinschaft, nach Ablenkung durch kulturelle Betätigung oder auch nur zum Besuch einer Konzert-, Theater- oder Kinoaufführung. Schließlich hatte man auch hierauf lange Zeit verzichten müssen.
So fanden sich trotz aller widriger Umstände schon wenige Wochen nach Kriegsende die ersten Chöre wieder zusammen, fingen an zu proben und wagten erste öffentliche Auftritte. Was die Menschen dazu bewegt haben mag und was ihnen Ansporn gab, wieder sich in Chören zu versammeln, ist in einer Vereinschronik so formuliert worden: „Wir waren nicht in der Lage, mit unserem Gesang die Not der Zeit zu wenden. Dennoch haben wir die Überzeugung, dass unser Lied das Herz der Menschen höher schlagen und, wenn auch nur für Stunden, die Niedrigkeiten des Alltags vergessen lässt.“ Mit der Kapitulation Deutschlands und der Besetzung durch die Siegermächte wurden nicht nur Regierung, Partei und staatliche Behörden, sondern auch alle noch bestehenden Verbände und Vereine aufgelöst. Unser Kreisgebiet wurde von den Amerikanern geräumt und den Franzosen übergeben. Fortan übten die französischen Besatzungs- bzw. Militärbehörden die staatliche Macht aus. Deutsche Behörden gab es zunächst nur auf Ämter- und Kreisebene. Sie unterstanden den französischen Militärbehörden. Jeder Verein, jeder Verband brauchte, ebenso wie Parteien und Gewerkschaften, zur Wieder- oder Neugründung einer Zulassung der Militärbehörde. Also auch die Gesangvereine, Sängerkreise und Sängerbünde. Ebenso wie im staatlichen Bereich, so vollzog sich auch im Chorwesen, diese Neuorganisation von unten nach oben:
Nachdem eine größere Zahl von Chorvereinen sich ab 1946 neugegründet und dazu die Zulassung der Militärbehörden erhalten hatte, ging man daran, wieder einen gemeinsamen Verband zu gründen. Da der Deutsche Sängerbund noch nicht wieder bestand (er wurde erst am 10.04.1949 in Wiesbaden neu begründet) und es für das inzwischen neugeschaffene Bundesland Rheinland-Pfalz noch keinen Sängerbund gab (dessen 1948 eingeleitete Gründung fand nach Zulassung durch die Militärregierung erst mit dem ersten Sängertag dieses Sängerbundes am 17.09.1949 ihren Abschluss) musste man sich, wie 1923, zunächst wieder in einem eigenständigen „Sängerbund“ zusammenschließen, der aber diesmal gleich das gesamte Kreisgebiet umfasste.
Die Gründungsversammlung dieses „Sängerbundes für den Kreis Altenkirchen“ fand am 24. August 1946 im Saale Heikaus in Kirchen (das Gebäude stand in der Nähe des Bahnhofs) statt. Die beteiligten rd. 30 Vereinsvertreter beschlossen eine neue Satzung und wählten ihren ersten Bundesvorstand in folgender Besetzung:
Vorsitzender: Rudolf Eisel Wehbach
- Stellvertreter: Franz Euteneuer Birken
- Stellvertreter: Clemens Griffel Brachbach
- Schriftführer: August Gerhardus Mudersbach
- Schriftführer: Josef Molzberger Offhausen
- Kassierer: Fritz Heidrich Niederdreisbach
- Kassierer: Josef Stahl Herdorf
Gruppen-Beisitzer
– für Altenkirchen: Hermann Schneider Birnbach
– für Betzdorf: Hans Limper Betzdorf
– für Wissen: Aloys Lauer Köttingerhöhe
Einige dieser Personen waren bereits seit 1923 bzw. nach 1934 an in der Führung des damaligen Bundes- bzw. Kreisvorstands aktiv gewesen. Sie galten deshalb als „politisch vorbelastet“ und waren nach dem Besatzungsrecht und den Entnazifierungsgesetzen von der Ausübung von Vorstandsämtern ausgeschlossen. Obwohl man den betroffenen Personen keine Beteiligung an den Unrechtshandlungen des „Dritten Reiches“ vorwerfen konnte (und sie wohl auch deshalb erneut von ihren Sangesfreunden gewählt wurden), erhielten nicht die notwendige Wahlbestätigung durch die Besatzungsbehörde. Als der neue Vorstand nun daran ging, die ersten Sängerbund-Aktivitäten zu entwickeln, reagierten die Militärbehörden unnachsichtig und hart:
Drei Tage vor Pfingsten 1947 enthob man den gewählten Vorsitzenden Rudolf Eisel seines Amtes und verbot ihm jede weitere Vorstandstätigkeit. Die gleiche Verfügung traf seinen 1. Stellvertreter Franz Euteneuer, den man „sicherheitshalber“ für eine Woche ins Gefängnis der französischen Militärpolzei in Kirchen steckte. Der damalige Vorsitzende des MGV „Liederkranz“ Kirchen, Erwin Lohse, versorgte ihn dabei noch mit zwei Wolldecken gegen die „Härte der Pritsche“, wie es in der Chronik überliefert wird. Den Anlass für dieses Eingreifen hatte das erste nach dem Krieg im Kreisgebiet geplante Kreisfreundschaftssingen geliefert, das über Pfingsten auf der Sigambria in Kirchen (dem damaligen Festgelände an der Sieg) stattfinden sollte. Die angereisten Chöre und Zuschauer, mehr als 2.000 Personen, erreichte diese Nachricht nicht mehr rechtzeitig. Bevor nun in der Versammlung ein „Chaos“ auszubrechen drohte, wählte der verbliebene Kreisvorstand das Vorstandsmitglied Josef Molzberger zum Versammlungsleiter. Mit Entschlossenheit und Übersicht gelang es ihm, ein Scheitern der Veranstaltung zu verhindern, wozu die Disziplin aller Beteiligten beitrug. So konnte auch der Eingriff der Militärbehörde den großartigen Erfolg dieses ersten Sängertreffens nach dem Kriege, das zu einem für alle Teilnehmer beeindruckenden Chorereignis wurde, nicht verhindern. Nach dieser ersten Bewährungsprobe, die neuen Mut gegeben hatte, wählte der Vorstand am 20.9.1947 Josef Molzberger zum neuen Vorsitzenden. Diese Wahl wurde, ebenfalls einstimmig, von den Delegierten der Vereine am 18.10.1947 bestätigt. Da man aber auch hierzu die Genehmigung der Militärbehörde zuvor nicht eingeholt hatte, musste die Wahl am 19.06.1948 wiederholt werden, was aber am Ergebnis nichts änderte. Am 21.08.1948 erhielt dann der „Sängerbund für den Kreis Altenkirchen“ seine endgültige Zulassung durch die Militärregierung. Nur wenige Wochen dauerte diesmal die selbständige Existenz des wiedergegründeten „Sängerbundes für den Kreis Altenkirchen“. Als nämlich der Sängerbund Rheinland-Pfalz sich konstituiert hatte und am 17. 09.1949 zu seinem 1. Sängertag in Bad Kreuznach zusammenkam, traten viele Sängerkreise und -bünde, darunter auch unser Sängerbund, dem neuen Landesbund bei. Seitdem gibt es den Sängerkreis Altenkirchen in seiner heutigen Gestalt.
1949
Der neue Sängerkreis Altenkirchen
Der erste Delegiertentag des Sängerkreises nach dieser Neuordnung fand im Frühjahr 1949 statt. Hier wurde die räumliche Gliederung des Sängerkreises verändert, indem zu den bestehenden Kreisgruppen Altenkirchen, Betzdorf und Wissen die Gruppe Westerwald hinzutrat. Zu dieser Gruppe gehörten die Chöre aus dem damaligen Amt (der heutigen Verbandsgemeinde) Gebhardshain und einige Chöre aus den sog. Höhengemeinden des damaligen Amtes (heute Verbandsgemeinde) Daaden.
Eine wesentliche Aufgabe der Kreisgruppen bestand darin, jährlich ein Gruppenwertungssingen durchzuführen. Dies sollte die Leistungsfähigkeit der Chöre verbessern und diente zugleich der Freundschaftspflege unter Chören und Sängern. Während in den übrigen Gruppen diese Wertungssingen früher oder später eingestellt wurden, finden sie seit 1949 regelmäßig in der Gruppe Westerwald statt, 1999 ist also das 50. Gruppenwertungssingen. Durch die Stiftung von Siegerpokalen haben die Verbandsgemeinden Gebhardshain und Daaden sich um den Erhalt dieses Wertungssingens verdient gemacht.
Soweit die Mitgliedsvereine ihre Wiedergründung nicht schon bewältigt hatten, unterstützte der Sängerkreis die Vereine bei den nötigen Formalitäten. Außerdem half er bei der jetzt nach 25-jähriger Unterbrechung wiedereinsetzenden Welle von Chorgründungen. Über den Sängerkreis wurden auch die von Land und Kreis bereitgestellten Gelder des Kulturfonds vor allem an die Chöre weitergeleitet, die durch den Krieg ihr Notenmaterial eingebüßt hatten. Der Sängerkreis selbst hatte nur ein bescheidenes Budget, das durch Beitragsrückstände der oft selbst notleidenden Vereine sowie durch den Umtausch von Reichs- in Deutsche Mark bei der Währungsreform noch weiter geschwächt wurde. Doch all diese Startschwierigkeiten konnten das Wachsen der Chöre und die Ausweitung der Choraktivitäten nicht bremsen. Lücken, die der Krieg in die Reihen der Sänger gerissen hatten, wurden vor allem mit Jugendlichen, aber auch mit vielen Flüchtlingen und Vertriebenen wieder gefüllt.
Chöre mit 50 bis 100 Sängern waren in den 50er Jahren im Sängerkreis keine Seltenheit. Mit der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse erweiterten die Chöre auch ihren räumlichen „Aktionsradius“ zunehmend. Zahlreiche Konzert- und Chorreisen im Inland, aber auch in Europa und nach Übersee zeugen davon. Die Chöre zeigten der Welt ein anderes Deutschland. Sie halfen mit, Feinde zu versöhnen und Freundschaften aufzubauen und bis auf den heutigen Tag zu festigen. Der rasche Aufschwung des Chorsingens nur wenige Jahre nach Kriegsende ist auch ein Verdienst der damals in verantwortlichen Positionen des Sängerkreises tätigen Personen, allen voran des damaligen Kreisvorsitzenden Josef Molzberger. Schon bald wurde der Sängerbund Rheinland-Pfalz aufmerksam auf diesen Mann und wählte ihn auf dem Sängertag 1952 zum Bezirksvorsitzenden der Westerwald-Sängerkreise und damit als Beisitzer in den erweiterten Bundesvorstand. Dieser Sängertag fand vom 23. bis 25. Mai 1952 in Kirchen statt.
Damals waren die Sängertage noch mit – später selbständigen – Chorfesten des Sängerbundes verbunden. An den drei Tagen des Kirchener Sängertages fanden nicht weniger als 5 Großkonzerten statt, an denen mehrere Tausend Sänger beteiligt waren. Josef Molzberger war bis 1974 – dem Jahr, in dem er auch als Kreisvorsitzender aus Gesundheitsgründen zurücktrat –Vorstandsmitglied des Sängerbundes Rheinland-Pfalz. Eine besonders enge Freundschaft verband ihn mit dem von 1955 bis 1985 amtierenden Bundeschormeister, Professor Rudolf Desch. Nichts drückt diese Verbindung Molzberger – Desch, oder auch Sängerkreis Altenkirchen – Sängerbund Rheinland-Pfalz, besser aus als der „Sängerspruch“, die Hymne unseres Sängerbundes. Den Text schuf Josef Molzberger und die Komposition stammt von Rudolf Desch. Die rege Arbeit des Sängerkreises, die gemeinsam mit den Mitgliedschören, den Vereins – vorständen und Chorleitern, in den letzten 50 Jahren geleistet wurde, ist im Rahmen dieser Chronik gar nicht darstellbar. Da viele Veranstaltungen sich regelmäßig wiederholten, soll in den folgenden Kapiteln aber ein Überblick gegeben werden.
2006
Neuer Name
Im Jahre 2006 wurde der Sängerbund Rheinland-Pfalz umbenannt in Chorverband Rheinland-Pfalz und der Sängerkreis Altenkirchen wird zum Kreis-Chorverband Altenkirchen umbenannt. Auf dem Delegiertentag in Dermbach wurde dies beschlossen. Hier zeigte sich, dass die Kulturlandschaft im Kreis immer noch blüht.
2017
Neue Satzung
Singen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. In unterschiedlichsten musikalischen und sozialen Formen gehen Männer, Frauen und Kinder diesem Grundbedürfnis nach und bereichern die Kulturlandschaft auf vielfältigste Art und Weise. Der Chorgesang hat in Deutschland und im Landkreis Altenkirchen eine lange Tradition und ist auf musikalisch-künstlerischem und sozialem Gebiet nicht mehr wegzudenken.
Der Kreis-Chorverband Altenkirchen versteht sich als Vokalverband, der als starke kulturelle Kraft das Singen aller Bevölkerungsgruppen und Generationen – zumeist in Chören und Vokalensembles jeglicher Art – ermöglicht und nachhaltig fördert. Dabei wird der Kreis-Chorverband Altenkirchen Innovationen fördern und gleichzeitig Bewährtes sichern.
Der Verband versteht sich als Dienstleister für seine Mitglieder und gibt sich zur Umsetzung dieser Ziele eine Satzung.
KreisChorVerband Altenkirchen
Organisations-Arbeit
Jährlich findet im Frühjahr ein Delegiertentag statt. Zu dieser Mitgliederversammlung kommen die Mitglieder des Kreisvorstandes und Delegierte (meist Vorstandsmitglieder) der Mitgliedsvereine zusammen.
Turnusgemäß wird alle drei Jahre ein neuer Kreisvorstand gewählt. Jahres- und Rechenschaftsberichte des Vorstandes, die Planungen für das bevorstehende Jahr, Informationen für die Vereine und oft auch Fachreferate ergänzen diese Jahrestagung. Darüber hinaus fanden in der Anfangszeit regelmäßig sog. Herbsttagungen statt, in denen bestimmte Themen der Chor- und Vereinsführung besprochen wurden. Diese regelmäßigen Termine wurden später durch Fachtagungen des Sängerkreises und des Sängerbundes abgelöst. Vereinsrecht, Steuerrecht, GEMA- und Versicherungsfragen, Gestaltung von Sänger festen und Konzerten, Jugendarbeit, frauenspezifische Themen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederwerbung und andere organisatorische Fragen bildeten die Themen dieser Tagungen. Der Kreisvorstand kommt jährlich zu 5 – 6 Vorstandssitzungen zusammen und nimmt an Sängertagen, Gesamtausschuss-Sitzungen und anderen Tagungen des Sängerbundes teil. Darüber hinaus besuchen Mitglieder des Kreisvorstandes die Mitgliedsvereine zu Veranstaltungen oder wegen der Ehrung von Jubilaren. Eine zentrale Jubilarehrung – wie sie in anderen Sängerkreisen schon lange praktiziert wird – findet in unserem Sängerkreis erstmals in Verbindung mit der 75-Jahrfeier statt (vgl. Festprogramm).
Mehrmals war der Sängerkreis Altenkirchen Gastgeber oder Ausrichter von Veranstaltungen
des Sängerbundes:
1952 Sängertag in Kirchen
1966 Sängertag in Kirchen
1976 Gesamtausschuss-Sitzung in Niederfischbach
1982 Gesamtausschuss-Sitzung in Altenkirchen
1986 Sängertag in Betzdorf
1997 Sängertag in Kirchen
Zum 125-jährigen Bestehen des Deutschen Sängerbundes fanden 1987 zwei Festkonzerte in Altenkirchen und zum 40-jährigen Bestehen des Sängerbundes Rheinland-Pfalz 1989 je ein Festkonzert in Altenkirchen und Betzdorf statt. Die Feierstunde zur Verleihung der Zelter-plakette, einer Auszeichnung des Bundespräsidenten für 100-jährige Chöre, wurde 1994 von unserem Sängerkreis in Betzdorf gemeinsam mit dem Sängerbund ausgerichtet.
